Die Bäume sind fast kahl. Der Sturm weht braune Blätter durch die Straßen. An manchen Tagen legt sich zäher Nebel wie eine Decke über alles. Das Leben in der Natur zieht sich zurück – in die Erde, in die Wurzeln, in die Tiefe. Martina Kaiser beschreibt in ihrem Buch Der Jahreskreis* den November als Zeit der Einkehr, der Ahnen und der inneren Sammlung. Es ist kein Monat des Handelns, sondern des Gedenkens.

Auch beim Auflösen des Elternhauses spielt dieser Rückzug eine Rolle. Nach einer Zeit voller Entscheidungen, körperlicher Arbeit und emotionaler Aufgewühltheit fassen Sie vielleicht den Entschluss für einen Endspurt, damit noch vor Weihnachten endlich alles erledigt ist und Sie das Thema nicht auch noch ins neue Jahr „mitschleppen“ müssen. Das kann – je nach persönlicher Situation – sinnvoll und notwendig sein. Aber da gibt es noch eine andere Seite.

Wenn Sie nicht unter Zeitdruck stehen und die Kraft der letzten Monate nicht mehr spüren, kann es sinnvoll sein, jetzt eine leise Phase zu beginnen – die der Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Das Elternhaus ist schon fast leer, der Schlüssel liegt schon beim Makler, und plötzlich spüren Sie: Hier begann mein Leben, hier bin ich aufgewachsen, hier habe ich so viel mit den Eltern erlebt, Gutes und Schwieriges. Und nun endet ein Kapitel.

Rückzug – kein Stillstand

Viele erleben nach Abschluss der praktischen Arbeit einen unerwarteten Einbruch: Die Aufgaben sind erledigt, aber innerlich ist noch vieles offen. Flüchten Sie sich daher nicht gleich in neue Projekte, wie z. B. endlich nun auch mal den eigenen Keller aufzuräumen.

Gönnen Sie sich, wenn möglich, eine Art bewussten Rückzug. Lassen Sie all das sacken, was Sie in den letzten Tagen, Wochen und Monaten in und mit Ihrem Elternhaus erlebt haben, all die Erinnerungen, Entscheidungen und Veränderungen. Es sind einzigartige (und oft ja nicht immer nur schöne) Erfahrungen, die jetzt ein Teil Ihrer persönlichen Biografie werden. Dieses „Verarbeiten“ ist keine überflüssige Pause. Dieser Rückzug ins Innere ist Teil eines wichtigen Prozesses, mit dem Sie das Erlebte in Ihr Leben integrieren, um anschließend neue Kraft zu sammeln.

Auch die Natur sammelt jetzt Kraft, um im Frühjahr neu zu wachsen. Machen Sie es ihr nach. Vielleicht ziehen Sie sich für ein Wochenende zurück, gehen in die Natur, besuchen das Grab der Eltern oder nehmen sich Zeit, alte Fotos anzuschauen – ohne dabei etwas sortieren oder entscheiden zu müssen.

Die Wurzeln ehren

Der November erinnert uns an unsere Herkunft. Wer waren Ihre Eltern, Großeltern, vielleicht auch die Menschen davor? Was davon wirkt noch in Ihnen fort – in Ihren Worten, Gesten, Gewohnheiten? Diese Fragen sind nicht nostalgisch gemeint, sondern richtungsweisend. Werden Sie sich Ihrer eigenen Wurzeln bewusst und entscheiden Sie: Was darf weiterwirken? Und was soll nicht weiter Ihr Leben belasten von dem, das Ihre Vorfahren Ihnen mitgegeben haben an Talenten, Fähigkeiten und Marotten – aber auch ganz praktisch als Erbe, mit dem Sie zurechtkommen müssen?

Schon ein einfaches, kleines Ritual kann helfen: Zünden Sie eine Kerze an, vielleicht in einer Schale aus Ihrem Elternhaus. Denken Sie an Ihre Eltern, an ihre Stärken, ihre Schwächen, ihre Geschichten. Danken Sie ihnen und all den anderen Vorfahren – nicht, weil alles gut war, sondern weil sie der Anfang Ihres eigenen Weges sind.

Drei Impulse für den November im Elternhaus:

  1. Ehren Sie Ihre Wurzeln. Nehmen Sie sich bewusst Zeit, um an Ihre Eltern und Ahnen zu denken. Vielleicht schreiben Sie ihre Namen auf, legen ein Fotoalbum an oder gestalten eine kleine Ecke zu Hause mit Erinnerungsstücken, die bleiben dürfen. Fehlen Ihnen Namen oder andere Informationen zu Ihren Vorfahren, denken Sie einfach an sie als Mitglieder einer Gruppe von Menschen, ohne die es Sie nicht gäbe.
  2. Gönnen Sie sich Ruhe. Nach der intensiven Arbeit am Elternhaus brauchen Körper und Seele Regeneration. Setzen Sie, wenn irgend möglich, keine großen und bedeutsamen neuen Aufgaben an den Anfang des Monats, sondern lassen Sie Raum für Müdigkeit, Stille und Nachdenken.
  3. Fragen Sie sich, was weiterwachsen soll. Der November schließt nicht nur die Ereignisse der letzten Monate ab. Er öffnet auch einen „inneren Raum“ für das, was Wurzeln schlagen darf – neue Routinen, Beziehungen, vielleicht auch ein anderes Verhältnis zu Ihrer Familie oder Geschichte.

Der November lädt dazu ein, im Vergangenen Frieden zu finden. Es ist die Zeit, in der die äußere Welt stiller wird – und wir selbst beginnen können, die Aspekte in uns wahrzunehmen, die sonst vom Alltag übertönt werden und viel zu kurz gekommen sind, während Sie Ihr Elternhaus aufgelöst haben.

Vielleicht ist es genau das, was dieser Monat schenkt: den Mut, still zu werden, hinzuhören – und das eigene Leben, mit allem, was war, zu betrachten, zu ordnen und neu zu verwurzeln.

Quellen:

Martina Kaiser (10. Aufl. 2019): *Der Jahreskreis. Den Rhythmus der Natur als unsere Kraftquelle nutzen. * Aurum Verlag / Kamphausen Media, Bielefeld, Seite 152 ff. (2023 erschien eine überarbeitete und erweiterte Auflage.)

Foto: fotocommunity.de

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Ich bin Christina Erdmann und helfe Menschen dabei, ihr Elternhaus aufzulösen - auf für sie stimmige Art und Weise und ohne dabei herzlos oder überhastet zu handeln. Wie ich dazu gekommen bin und was mich dabei antreibt?
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