Das Haus ist verkauft, die Erinnerungsstücke sind bei Ihnen. Ihr Keller ist voll mit Dingen, die zu schade zum Wegwerfen waren. Ein paar Aufgaben stehen noch an, aber im Großen und Ganzen haben Sie es geschafft.

Jetzt einfach nichts mehr müssen, Rückzug aufs Sofa und keine Listen mehr. Das wär’s! Doch die Realität sieht oft anders aus: Jahresendstress, familiäre Verpflichtungen, noch schnell die letzten Dinge erledigen … Die dringend nötige Ruhe scheint weit entfernt.

Der Dezember ist ein Monat zwischen zwei Welten, schreibt Martina Kaiser in ihrem Buch Der Jahreskreis*. Er lädt dazu ein, sich zurückzuziehen und die Dunkelheit auszuhalten, statt ihr auszuweichen. Gleichzeitig bringt er die Wintersonnenwende mit sich – den Moment, ab dem die Tage wieder länger werden.

Dieses Spannungsfeld aus Rückzug und Hoffnung spüren Sie vielleicht besonders deutlich, wenn Sie gerade Ihr Elternhaus aufgelöst haben.

Die Stille nach dem Abschied …

Nach dem räumlichen Abschied folgt oft eine Welle des inneren Abschieds.

Vielleicht merken Sie es erst jetzt, Wochen oder Monate später: die Trauer, die vorher keinen Platz hatte. Die Erschöpfung nach all der Anstrengung. Die Zweifel, ob Sie richtig entschieden haben. Die Leere, weil ein zentraler Ort Ihres Lebens verschwunden ist – egal, wie sehr Sie Ihr Elternhaus mochten oder nicht.

… und die Einladung zum Rückzug 

Martina Kaiser beschreibt den Dezember als eine Art „inneres Winterquartier“: Ein innerer Raum, in den Sie sich zurückziehen können – vielleicht nicht durchgängig und perfekt, aber genug, um wenigstens ab und an Atem zu holen.

Vielleicht gelingt Ihnen dieser Rückzug in kleinen, machbaren Schritten: ein Abend ohne To-do-Liste. Ein absichtsloser Blick in ein Kerzenlicht für zehn Minuten, einfach so. Ein Spaziergang ohne Gedanken daran, was Mama oder Papa zu all dem sagen würden, was Sie getan haben. Ein kurzer, sich selbst würdigender Blick in den Spiegel: Sie haben so viel Kraft gehabt, so viel geschafft!

Solche kleinen Momente reichen. Jetzt im Dezember geht es nicht um große Aktionen.

Dunkelheit, die Hoffnung weicht

Der Dezember ist der dunkelste Monat – und gleichzeitig der hoffnungsvollste. Wenn Sie noch im Nachhall des Abschieds vom Elternhaus stehen, wenn Stille und Hektik sich abwechseln und Sie manchmal nicht wissen, was Sie zuerst fühlen sollen, dann sind Sie genau in der Zeit angekommen, die dafür gemacht ist.

Sie müssen jetzt nicht alles klären. Sie müssen jetzt nicht alles schaffen.
Sie können – erst einmal – einfach ‚da‘ sein, mit allem, was Sie gerade bewegt.

Was Ihnen jetzt gut tun kann

Egal, ob Sie schon alles erledigt haben oder aus unterschiedlichsten Gründen noch vor Weihnachten oder Silvester mit Ihrem Elternhaus fertig werden müssen: Reservieren Sie sich zwischendrin kurze Momente zum Luftholen – zumindest aber den Abend der Wintersonnenwende (Sonntag, 21. Dezember). An diesem Abend sollte es nur um Sie gehen.

  • Sorgen Sie für Wärme. Nehmen Sie ein warmes Bad mit Ihrem Lieblingsduft, gehen Sie in die Sauna oder tun Sie etwas anderes, das Ihnen Wärme und Geborgenheit vermittelt.
  • Gönnen Sie sich Mini-Rituale. Zünden Sie z. B. allabendlich eine Kerze für Ihre Eltern an oder blättern Sie bewusst die alten Fotoalben durch, ohne anschließend irgendetwas damit zu machen.
  • Schaffen Sie sich einen bewussten Genussmoment. Tun Sie etwas von dem, was Sie schon seit langem endlich wieder tun wollen – egal, wie lang Ihre Liste der unerledigten Punkte auch sein mag.
  • Erlauben Sie sich einen Moment voller Hoffnung. Stellen Sie sich ganz bewusst vor, dass Sie in absehbarer Zeit alles geschafft haben werden und sich Ihre Situation spürbar entspannt haben wird – egal, wie anspruchsvoll Ihre persönliche Situation aktuell noch sein mag.

***

Mit dem Dezember endet unsere „Reise“ durch das „Elternhaus-Jahr“. Wo auch immer Sie persönlich mit Ihrem Elternhaus in diesem Moment stehen: Ich wünsche Ihnen, dass die Dinge leichter für Sie werden und sich ‚heller‘ anfühlen. Dass ein Erinnerungsstück Sie hoffentlich bald auch zum Lächeln bringt und nicht nur zu Tränen rührt. Und dass Ihre Zweifel schwinden und Ihre Gewissheit, es richtig gemacht zu haben, immer größer wird. Diese kleinen Veränderungen sind nichts Zufälliges. Sie sind Teil des Prozesses, der Elternhaus-Auflösen heißt. Wenn Sie so wollen, sind sie wie kleine Lichtblicke, die der Dezember Ihnen schenkt.

* Quellen

  • Martina Kaiser (10. Aufl. 2019): Der Jahreskreis. Den Rhythmus der Natur als unsere Kraftquelle nutzen. Aurum Verlag / Kamphausen Media, Bielefeld, Seite 130f.
    (2023 erschien eine komplett überarbeitete und erweiterte Auflage.)
  • Foto: deutschlandfunk.de

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Ich bin Christina Erdmann und helfe Menschen dabei, ihr Elternhaus aufzulösen - auf für sie stimmige Art und Weise und ohne dabei herzlos oder überhastet zu handeln. Wie ich dazu gekommen bin und was mich dabei antreibt?
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