Stillstand im Keller

Der Blick auf Schneeglöckchen und Krokusse weckte Hoffnung in mir. Endlich März, der Frühling ganz nah. Im Januar schien es mir unmöglich und im Februar immer noch schwierig, aber Anfang März fing ich dann endlich an, mit neugewonnener Energie den Keller auszumisten. Die langen Winterabende in den Monaten hätten sich dafür zwar angeboten, aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Umso frustrierter war ich, als ich nach dem vielversprechenden Start schnell wieder ins Stocken geriet. Andere Dinge drängten sich vor, der Keller musste warten.

Die Kehrseite der Medaille

Der März hatte sich richtig angefühlt, um endlich loszulegen. Als „Zeit des Aufbruchs und der Erneuerung“ bietet er die Chance, Altes loszulassen und Raum für Neues zu schaffen, schreibt Martina Kaiser in „Der Jahreskreis“*. Doch ich übersah die „Macht des Winters“: Trotz möglicher 20 Grad am Tag drohen im März auch immer noch Nachtfröste. So war es auch in diesem März, und – um im Bild zu bleiben – meine Keller-Aktion kam mir da manchmal vor wie in Dauerfrost gefangen.

Was das alles mit Ihrem Elternhaus zu tun hat? Nun, vielleicht haben Sie intuitiv die Energie des noch jungen Frühlings genutzt und im März endlich in Ihrem Elternhaus mit dem Sortieren und Wegräumen begonnen. Oder Sie konnten dort ein schwieriges Thema, das Sie lange vor sich hergeschoben hatten, zunächst etwas leichter angehen.

Verzweifeln Sie also nicht, wenn Sie den Anfangsschwung inzwischen vielleicht schon wieder verloren haben und sich wieder so kraftlos wie im Januar oder zögerlich wie im Februar fühlen.

Der April – Zeit der Öffnung und des Schutzes

Der Frühling schreitet voran, und vielleicht kommen Sie in Ihrem Elternhaus erst jetzt so richtig vorwärts. Der April ist die „Zeit der Öffnung und des Schutzes“, schreibt Martina Kaiser. Wie der März bringt wunderbare Tage, aber auch immer noch weitere Nachtfröste mit sich.

Übersetzt aufs Elternhaus kann es jetzt (und natürlich auch generell in allen anderen Monaten) sinnvoll sein, sich mutig den Herausforderungen zu stellen und allen Schwierigkeiten zu trotzden, sich dabei aber auch vor Überforderung zu schützen.

Einige Tipps, wie Ihnen das gelingen kann

  • Seien Sie aufmerksam sich selbst gegenüber. Auch wenn Ihnen nun vielleicht vieles leichter fällt, nehmen Sie sich zwischendurch wiederholt eine kleine Auszeit und sorgen Sie gut für sich. Gestatten Sie sich zwischendrin ganz bewusst, zögerlich oder unsicher zu sein. Auch das gehört dazu und lässt Sie an den Aufgaben wachsen, die noch vor Ihnen liegen.
  • Organisieren Sie Hilfe. Bitten Sie Familie oder Freunde um Unterstützung. Gemeinsam geht gerade dann vieles leichter, wenn plötzlich auftretende Schwierigkeiten gemeistert werden müssen. Überwinden Sie die Scham über den Zustand des Elternhauses und verabschieden Sie die Überzeugung, alles allein schaffen zu müssen.
  • Setzen Sie Grenzen. Der Frühling naht, die Geschwister drängen mit Blick auf den nahenden Sommer zur Eile – oder machen nach wie vor keine Anstalten, irgendwie weiterkommen zu wollen. Behalten Sie Ihr eigenes Tempo im Blick und vermitteln Sie klar und entschieden, aber auch freundlich und zugewandt, wie Sie vorgehen wollen. Streits und Schwierigkeiten mit Geschwistern basieren oft auf alten Verletzungen, die vor langer Zeit im Elternhaus entstanden sind. Nun sollen sie quasi in letzter Sekunde auch dort noch irgendwie „geheilt“ werden. Machen Sie deutlich, welche Kompromisse Sie einzugehen bereit sind und welche nicht.
  • Sichern Sie sich ab. Wenn Sie auch nur ansatzweise unsicher sind oder Andere Ihnen jeden Handgriff verbieten wollen: Klären Sie, was Sie tun dürfen und was nicht. Vertrauen Sie nicht gutgläubig einem nett gemeinten Rat aus dem Internet. Lassen Sie sich besser von einem Fachanwalt für Erbrecht beraten. Das erspart viel Zeit und Ärger und kostet weniger als Sie befürchten.
  • Bewahren Sie Erinnerungen. Wählen Sie Gegenstände als Erinnerungsstücke, die einen ganz eigenen „inneren“ Wert für Sie besitzen oder Sie an besonders schöne Momente mit den Eltern erinnern. Anders als alte Bäume, die man nicht verpflanzen soll, können diese Dinge sehr wohl neue Kraft entfalten und Ihnen inneren Frieden beim Gedanken an die Eltern und und den bevorstehenden Abschied vom Elternhaus schenken.
  • Wenn Sie schon viel geschafft haben: Denken Sie darüber nach, wie Sie Ihren Abschied von diesem Ort gestalten wollen. Der erste Frühjahrssturm fegt unwiderruflich die letzten toten Blätter des Vorjahres von den Bäumen. Der Abschied vom Elternhaus ist genauso endgültig. Überlegen Sie, auf welche Art Sie Ihr Elternhaus am besten gehen lassen können. Ein Abschiedsritual kann helfen, den Übergang bewusst zu gestalten und Frieden zu schließen.

Das eigene Elternhaus aufzulösen ist ein natürlicher Teil unseres Lebenszyklus. Es bedeutet Abschied (auch von der eigenen Kindheit) und Neubeginn. Der Rhythmus der Natur und die Arbeit im Elternhaus haben viel gemeinsam. Die Qualitäten der Monate geben hilfreiche Impulse, um diese Arbeit bewusst zu gestalten und spürbar voranzukommen.

* Quelle
Martina Kaiser (10. Aufl. 2019): Der Jahreskreis. Den Rhythmus der Natur als unsere Kraftquelle nutzen. Aurum Verlag / Kamphausen Media, Bielefeld, Seite 47ff.
(2023 erschien eine komplett überarbeitete und erweiterte Auflage.)

Foto: privat.

Elternhaus-Coaching
Maßgeschneiderte Hilfe für Sie und Ihr Elternhaus
Mehr erfahren

Arbeitshilfen-Paket
Überblick und Klarheit bei Einzelthemen
Mehr erfahren

Ratgeber-Buch
In zwölf Schritten das Elternhaus auflösen
Mehr erfahren

Video-/Audio-Reihe
Rundum-Anleitungen zum Hören und Klarkommen
Mehr erfahren

Persönliche Begleitung 1:1
Planung & Hilfe von Anfang bis Ende (vor Ort / online)
Mehr erfahren

Ich bin Christina Erdmann und helfe Menschen dabei, ihr Elternhaus aufzulösen - auf für sie stimmige Art und Weise und ohne dabei herzlos oder überhastet zu handeln. Wie ich dazu gekommen bin und was mich dabei antreibt?
Lesen Sie hier mehr über mich.

Mein kostenloser Newsletter macht Mut und lässt Sie spüren, dass auch Sie es schaffen werden.

Mit Hilfe von erprobten und sorgfältig ausgewählten Tipps sowie gut umsetzbaren Empfehlungen bleiben Sie am Ball, schonen Ihre Nerven und sparen Zeit und Geld.

Hier anmelden:

Vor- und Nachname
E-Mail(erforderlich)
Datenschutz(erforderlich)
Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Hier in den Interessentenliste eintragen.

Interessentenliste Persönliche Begleitung 1:1

Vor- und Nachname
E-Mail(erforderlich)
Datenschutz(erforderlich)
Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.
Hier in den Interessentenliste eintragen.

Interessenten-Liste Arbeitshilfen-Sammlung

Vor- und Nachname
E-Mail(erforderlich)
Datenschutz(erforderlich)
Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.